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VIDEOSKULPTUREN
Eine Frau mit schwarzen, langen Haaren liegt auf dem Rücken in einer blau gekachelten Badewanne,
die kleiner ist als sie selbst, und sieht den Betrachter zufrieden an. Sie dreht sich zunächst
auf die eine Seite, dann auf die andere, dann wieder auf den Rücken, den Blick auf die Betrachterin
gerichtet. Danach macht sie einen Purzelbaum, schwimmt wieder in die Ausgangsposition und schaut.
Dann beginnt der ganze Bewegungsablauf als endloser Loop wieder von vorne.
"Türkisches Bad" heisst diese Videoskulptur von Marck. Die Badewanne als Lebenswelt, in der es
warm und gemütlich ist und die eine klar begrenzte und definierte Bewegungsfreiheit bietet.
Es sind zwar vier Drehungen und gar ein Purzelbaum möglich, aber das ist auch schon das Ende der Freiheit.
Die Frau im türkischen Bad wird nie aufstehen und ihre Lebenswelt (die Badewanne) verlassen.
Der Inhalt von Marcks Videoskulpturen bewegt sich immer auf einem Screen, der ursprünglich ein
Röhrenmonitor oder ein LCD war. Die Hülle der Screens wird auseinander genommen, neu
kreiert oder umgebaut. Wichtig dabei ist, dass die Hülle immer dem Inhalt entspricht und somit
selbst zu einer Aussage wird. In der "Frauenkiste" beispielsweise wurden die Monitore zu einer
Kiste umgebaut, in der eine Frau eingeschlossen ist.
Marcks Videoskulpturen zeigen, wie ein Mann Frauenwelten und Beziehungsmuster zwischen Männern
und Frauen sieht und reflektiert. Der Mann schliesst Frauen in Kisten ein oder legt sie in Badewannen,
worin sich die Frauen einrichten in der Hoffnung, dass sich die Hülle beziehungsweise Lebenswelt
um sie herum vielleicht einmal auflösen wird - ohne ihr eigenes Dazutun.
An Marcks Videoskulpturen gibt es nichts Ungeplantes oder Zufälliges. Zuerst hat er eine Vorstellung
vom Inhalt der Skulptur, dann beginnt er mit der Konstruktion. Es geht ihm also nicht um Spielerei
mit der Technik selbst, sondern die Elektronik wird Mittel zum Zweck, sprich: Überbringerin des Inhaltes.
Genauso ist es mit der Hülle, mit der Verpackung des Inhaltes.
Marck hat in den 90er Jahren für Zürcher
Clubs Videoinstallationen hergestellt. Der Inhalt der Installationen wurde für ihn nach kurzer Zeit
selbst starr und langweilig. Die Suche nach Auflösung der Grenze zwischen Inhalt und Hülle begann.
Mittlerweile hat er die Grenzen zwischen Inhalt und Medium gesprengt. Das Medium, die Hülle der
Skulptur, ist selbst Inhalt und Aussage geworden.
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